Statement zur vierten Synodalversammlung

In den letzten Jahren ist viel in der katholischen Kirche passiert und vieles davon bringt die Institutionen zum Bröckeln. Auch wir bemerken, dass sich Jugendliche und junge Erwachsene immer weniger von der katholischen Kirche repräsentiert fühlen. Missbrauchsfälle, veraltete Rollenbilder, undemokratische Machtstrukturen und fehlende Diversität entsprechen nicht unseren Werten. Dennoch hören wir immer wieder, dass Kirche in der KLJB anders ist und Jugendliche und junge Erwachsene wieder oder zumindest immer noch einen Zugang erhalten.

Für uns steht aber auch fest, dass wir nicht immer DIE katholische Kirche repräsentieren wollen und können. Wir stehen für eine modere Kirche, bei der nicht die Institution Kirche, sondern der Glaube jedes einzelnen im Mittelpunkt steht.

Wir bemessen unsern Glauben nicht an der Häufigkeit von Kirchengängen, der Höhe von Spenden und dem Einhalten von Traditionen, sondern wir leben unseren Glauben in Gemeinschaft, in der Gleichheit aller KLJBler*innen und mit gegenseitiger Unterstützung aus.

Es muss sich grundlegend etwas ändern

Die katholische Kirche steckt in einer schwerwiegenden Krise, aber damit die katholische Kirche noch zukunftsfähig ist MÜSSEN sich, unserer Meinung nach, kirchliche Strukturen grundlegend ändern.

Um diese Krise zu bewältigen, gibt es zurzeit einen Prozess in der katholischen Kirche, der sich „Synodaler Weg“ nennt. Dabei beraten erstmals nicht nur Priester und Bischöfe über grundlegende Themen der Kirche, sondern auch Lai*innen (nicht-geweihte Personen), Frauen, Männer, Jugendliche usw. gehören zur Synodalversammlung und diskutieren über Reformvorschläge in vier grundsätzlichen Themenbereichen:

  • „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ (Macht)
  • „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ (Sexualität)
  • „Priesterliche Existenz heute“ (Weiheamt)
  • „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ (Gleichberechtigung)

Zunächst einmal sind wir sehr glücklich, dass ein solcher Prozess nun im Gang ist und wir erhoffen uns viel. Die Möglichkeit zeigt, dass ein Dialog entsteht und der dringende Bedarf nach Veränderung besteht. Auch Vertreter*innen aus Osnabrück und aus der KLJB Deutschland und anderen Jugendverbänden sind Teil der Synodalversammlung und wir fühlen uns gut repräsentiert. Von ihnen wissen wir, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben und sich für wirkliche Erneuerungen einsetzen.

Was geschah auf der vierten Synodalversammlung

Bei der vierten Synodalversammlung vom 8. – 10. September 2022 ging es darum, dass Texte nach einer intensiven Arbeitsphase als Beschlüsse des Synodalen Wegs verabschiedet werden, um sie dann mit dem Papst diskutieren zu können.

Die positiven Nachrichten zuerst:

Viele Texte wurden angenommen und es wird an ihnen weitergearbeitet. Darunter auch der Text, bei dem der Zugang von Frauen zu Weiheämtern gefordert wird.

Was uns aber schockiert hat, ist, dass gleich zu Beginn der Abstimmungen der Grundtext „Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualethik“ nicht angenommen wurde. In diesem Text ging es bspw. darum, dass Wiederverheiratete-Geschiedene und homosexuelle Personen nicht als Sünder*innen gesehen, Verhütungsmittel nicht verurteilt werden, Sex mehr ist, als nur Fortpflanzung und es mehr als nur zwei biologische Geschlechtsidentitäten gibt. 82% der Synodalversammlung stimmten für den Grundtext. Jedoch stimmte mehr als 1/3 der Bischöfe dagegen, sodass die notwendige 2/3 Mehrheit verfehlt wurde und somit das Papier nicht verabschiedet wurde. Was insbesondere kritisiert wird ist, dass in der vorangegangenen Diskussion viele der (Weih-)Bischöfe schwiegen, sich nicht beteiligten, um im Anschluss dagegen zu stimmen.

Die Kirche am Scheideweg

Das Schweigen, Nicht-mitarbeiten und Dagegen-stimmen zeigt die Tiefe Intransparenz der Kirche. Das schafft kein Vertrauen in Bischöfe als Führungspersönlichkeiten einer zukunftsorientierten Kirche. Es scheint als wollen sie nichts verändern, sondern nur an dem was ist festhalten. In unseren Augen ist dies ein Machtmissbrauch um ihren eigenen Stand zu sichern. Unserer Ansicht nach wird die Macht, die zudem nicht demokratisch legitimiert ist, aktuell nicht für die richtige Sache genutzt. Richtig eingesetzt könnte sie zu vielen positiven Impulsen in der katholischen Kirche führen. Zu viele Bischöfe haben es noch nicht begriffen, dass sich etwas ändern muss und leben an der heutigen Realität vorbei. Mit dieser Abstimmung zeigen sie, dass eine menschenverachtende Grundhaltung  in der katholischen Kirche weiter toleriert wird und dabei bewusst Gläubige aus der Katholischen Kirche ausgeschlossen und sogar verurteilt werden.

Wir wollen nicht, dass der Synodale Weg scheitert und sich dankbar für die jungen Menschen, die trotz der Rückschläge weiterhin für eine neue, bessere Kirche kämpfen. Wir wollen die Bischöfe dazu aufrufen, die Zeichen der Zeit zu erkennen und dass sie sich ihrer Aufgabe bewusst machen. Sie sollen die Kirche zukunftsfähig machen und das klappt nur mit grundlegenden Veränderungen. Denn die Geduld und Toleranz der Jugend hängt nur noch an einem seidenen Faden und wir können jede*n verstehen, der*die an der Kirche, wie sie jetzt ist, zweifelt und seine*ihre individuellen Konsequenzen daraus zieht.

Im Frühjahr tagt die Synodalversammlung wieder und wahrscheinlich zum letzten Mal.

Wir erhoffen uns immer noch viel …

Kontakt